Nach Beginn des Bauernkrieges im Sommer 1524 erreichte der Aufruhr das Ammertal und es bildete sich auch dort ein Bauernhaufen, d.h. eine bewaffnete Truppe („Ammertäler Haufen“). U.a. im Hauptstaatsarchiv Stuttgart lassen sich dazu einige Spuren finden.
25. Januar 1525: „Von dem Vogtamtsverweser zu Herrenberg wird berichtet, dass sich gestern und heute Bauern aus dem Ammertal, Schönbuch und Hohenbergischen, auf der Steig und in dem Wald zusammentun, zwei Fähnlein hätten und auch der ganze Schönbuch sich beim Schaichhof zwischen Weil und Holzgerlingen versammeln und jenen Bauernhaufen zuziehen wollen. Er bittet um Verhaltungsbefehl. Von seinem Amt hätte sich im Übrigen noch niemand zu den Bauern getan.“ (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 48, 33)
8.-29. April 1525: „Die Herrenberger bitten in vier Schreiben an die Regierung um Rat und Hilfe. Bauern vom Schönbuch, Ammertal und Hohenberger Land rotten sich in ihrer Nähe zusammen und führen Pfeifen, Trommelei und zwei Fähnlein mit sich. Ein großer Haufen soll nachkommen. Herrenberg sei nicht mit Mannschaft und Geschütz zur Gegenwehr ausgestattet. Die Regierung möchte sie neben ihrem jüngst erlittenen Schaden nicht abermals stehen lassen, da sie keinen Tag noch Stunde vor einem Überfall sicher wären.“ (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 4, 1)
20. April 1525: Ein Bauernhaufen hat sich mittlerweile in der Grafschaft Hohenberg, im Amt Herrenberg, im Schönbuch und im Ammertal gebildet und beginnt mit Streifzügen in der Region.
21. April 1525: Rund 200 Bauern ziehen in die Dörfer des Schönbuchs und zwingen ihre Bewohner zum Anschluss an den Bauernhaufen.
23. April 1525: „Der Schultheiß zu Nagold berichtet, dass sich die Bauern vom Ammertal und vom Wald der Stadt annähern. Die Gemeinde hätte ihm den Gehorsam zugesichert. Indessen wären aber mehrere von ihnen ohne Nahrung. Daher bittet er um 200 Malter Früchte, die ihnen angeliehen werden möchten“ (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 4, 10)
24. April 1525: „Prior und Konvent von Hirsau berichten, dass sie die Ammertaler Bauern, die in ihr Gotteshaus einzufallen drohten, mit Brot und einem Fürder Wein abfertigen konnten. Sie befürchten aber, dass noch eine größere Partei nachfolgen und sie alsdann mit ihnen um der Menge willen nicht mehr so gut durchkommen werden. Sie bitten dringend um Rat und Hilfe.“ (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 4, 2)
24. April 1525: „Auf den von der Regierung erhaltenen Befehl, zehn Büchsenschützen aus Stadt und Amt abzuschicken, entgegnet der Schultheiß von Nagold, dass außer Nagold und Haiterbach bereits alle Amtsorte von den Bauern eingenommen sind. Er könne keine Büchsenschützen fortschicken. Er rechne stündlich mit der Aufforderung von den in der Nähe liegenden Bauern.“ (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 4, 2)
25. April 1525: Das Kloster Hirsau, das im Ammertal viele Besitzungen hatte und diese über die Pflege Gültstein verwalten ließ, wird überfallen und zu Teilen ausgeplündert.
26. April 1525: „Bericht über die Aufforderung der Bauern, die Nagold soeben erhalten hat. Sie hätten bei den Bauern um drei Tage Aufschub gebeten. Sie hoffen durch den Boten den schnellen Bescheid der Regierung zu erhalten, ob ihnen Hilfe und Rettung zukommt. Sie könnten samt auch nicht widerstehen, der Übermacht nachzugeben“. (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 4, 2)
26. April 1525: „Der Forstmeister schreibt an den Schultheiß von Nagold, dass er ihm mehr Leute zuordnen soll. Die Bauern hätten Dornstetten eingenommen wollten zum Schloss Nagold ziehen.“ (Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 54 Bü 4, 2)
27. April 1525: Die Bauern erschienen vor der Stadt Calw und fordern deren Übergabe und Anschluß. Calw kann sich behaupten und die Bauern ziehen weiter.
1. Mai 2025: Das Kloster Bebenhausen wird von den Bauern besetzt und es kommt zu einigen Schäden.
3. Mai 1525: Die Bundestruppen des „Schwäbischen Bundes“ erreichen vom Süden Rottenburg und Wurmlingen.
9. Mai 1525: Der Ammertäler Bauernhaufen vereinigte sich mit dem „Schwarzwälder Haufen“ und dem württembergischen „Hellen Christlichen Haufen“ und nimmt Herrenberg ein.
10. Mai 1525: Die Bundestruppen nähern sich über das Ammertal Herrenberg und die Bauernhaufen ziehen sich nach Böblingen zurück.
11. Mai 1525: Die Bundestruppen ziehen nach Weil im Schönbuch.
12. Mai 1525: Die Bundestruppen und die Bauerhaufen treffen bei Böblingen zusammen. Die Bauern (ca. 15.000 Mann) werden von den Bundestruppen (ca. 8.000 Mann) vernichtend geschlagen. Etwa 3.000 Aufständische finden den Tod, die Bundestruppen verloren in diesem Massaker nur 40 Mann. Damit endet die kurze Geschichte des „Ammertäler Haufens“.
Wer Hauptleute dieses Bauernhaufens waren und was deren Schicksal war, ist leider nicht überliefert. Es ist nur überliefert, dass ein Simon Waltz aus Poltringen Teil des Bauernheeres war, die Schlacht überlebte und am 15. Mai 1526 nach Gefangenschaft Urfehde schwören mußte. Hierzu gibt es einen eigenen Artikel.
Für den Bürgerverein Ammerbuch e.V., B. Dieter