In Kooperation des Bürgervereins Ammerbuch e.V. mit der Gemeinde Ammerbuch konnte eine Aufnahme der Gemeinde Ammerbuch in den Kreis der Teilnehmergemeinden aus der Schweiz, Frankreich und Deutschland erreicht werden:

https://heinrich-schickhardt-kulturstrasse.de/index.php/de/die-strasse/ammerbuch

Ammerbuch ist damit Teil dieser europäischen Kulturstraße, die das Andenken an den genialen Baumeister Heinrich Schickhardt wachhält und touristisch erschließt. Weitere Informationen finden sich in diesem empfehlenswerten Katalog: https://www.amazon.de/Heinrich-Schickhardt-Baumeister-Renaissance-Lorenz/dp/3871814113

Erste Ideen für diese Kulturstraße entstanden ab 1989. Der Trägerverein „Europäische Kulturstraße e.V. Association Itinéraire Culturel Européen Heinrich Schickhardt“ wurde dann 1998 gegründet und hat seinen Sitz im Elsass in Horbourg-Wihr bei Colmar. In ihm sind 25 Gemeinden aus Deutschland (z.B. in der Nähe Herrenberg und Tübingen), Frankreich und der Schweiz Mitglied, in denen Heinrich Schickhardt tätig war. Ziel des Vereins und der Kulturstraße ist es, das kulturelle Erbe Heinrich Schickhardts in den ehemaligen württembergischen Gebieten, zu denen 400 Jahre bis 1796 auch das Gebiet um Montbéliard (dt. Mömpelgard) in der französischen Region Bourgogne-Franche-Comté (auch „burgundische Pforte“ genannt) zählte, besser zur Geltung zu bringen. Im Jahre 1992 wurde die Kulturstraße „Heinrich Schickhardt“ dann als “Europäische Kulturstraße” anerkannt und 2004 zur “Kulturstraße des Europarates” erhoben.

Heinrich Schickhardt (*1558 in Herrenberg; †1635 in Stuttgart durch marodierende kath. Soldaten im 30-jährigen Krieg) war ein Hofbaumeister des evang. Herzogtum Württembergs und ein bedeutender Baumeister der Hochrenaissance in Deutschland. Er war ein Universalgenie, der Architektur, Städteplanung und Bauingenieurwesen mit Ästhetik und sicherem Stil verband und ebenso als Erfinder wie Praktiker Erfolg hatte. Er wird daher auch als der „schwäbische Leonardo da Vinci“ bezeichnet. Stark geprägt hatten ihn seine beiden Italienreisen 1598 und 1599/1600. Seine bekanntesten, heute noch erhaltenen Werke sind der Prinzenbau und Schillerplatz in Stuttgart, der Esslinger Rathausgiebel mit seinem Glockenspiel, in Tübingen der Neptunbrunnen auf dem Marktplatz, das “Wilhelmsstift” (früher Ritterakademie „Collegium Illustre“) und das untere Schlossportal sowie der Bauplan für Freudenstadt. Auch am benachbarten Schloss Roseck (undatiert) und in Altingen (Pfarrhaus 1622 und Zehntscheuer undatiert) war er an (Um-) Bauten beteiligt.

Heinrich Schickhardt (Zeichnung eines architektonischen Elementes aus dem ehemaligen Neuen Lusthaus in Stuttgart; wohl Selbstporträt; andere Bilder von ihm sind leider nicht überliefert)

Weitere bedeutende Vertreter der schwäbischen Linie der Schickhardts, die in vielen Bereichen verantwortliche Positionen innehatten, waren:

Sein Großvater Heinrich Schickhardt d. Ä. (1464-1540), Bildschnitzer und Kunstschreiner, er erschuf u.a. das bekannte Chorgestühl in der Herrenberger Stiftskirche

Sein Neffe Wilhelm Schickhardt (1592-1635 durch die Pest im 30-jährigen Krieg), Universalgelehrter, Professor an der Universität Tübingen, er war u.a. Erfinder der weltweit ersten Rechenmaschine (1623) und verantwortlich für die erste Vermessung von Württemberg (1624-1635)

Seine Nichte Anna (1593-1635), Tochter seines Bruders Laux/Lukas und Schwester des vorgenannten Wilhelm Schickhardt, heiratete übrigens 1624 Johann Jacob Dieterlin, der von 1624 bis zu seinem Tod 1629 evang. Pfarrer in Poltringen war. D.h. Schickhardt hatte nicht nur durch seine Bauprojekte einen Bezug zu Poltringen, sondern auch durch seine familiären Beziehungen. Dies liegt sicher auch daran, dass er ja Bürger von Herrenberg war, dort ein Haus und im Umkreis einige Besitzungen nicht weit von Poltringen hatte. Poltringen war ihm sicher ein vertrauter Ort, an dem er oft weilte.

In Poltringen ist Heinrich Schickhardt gemäß seinem sorgfältigen Werkverzeichnis („Inventarium“ von 1632) und Dokumenten im Hauptstaatsarchiv Stuttgart mit folgenden Projekten fassbar:

  • mit dem Bau des Bergschlosses „Oberpoltringen“ 1613 (leider Abbruch ca. 1790)
  • dem Umbau des Wasserschloss 1608 in die heutige Form
  • der für das Bergschloss 1617 geplanten Steigleitung und Pumpstation an der Ammer (ggf. wegen Beginn des 30-jährigen Krieges dann nicht verwirklicht)
  • und Umbau von Schule und Pfarrhaus 1630

Zudem erinnert man an ihn durch die Straße „Schickhardtring“ auf dem Poltringer Hottenberg.