Aufgrund von Hinweisen eines ehrenamtlichen Mitarbeiters des Landesdenkmalschutzamtes wegen häufiger Knochenfunde in einem Gewann bei Reusten wurde 2020 in der Nähe des Kirchberges ein etwa 3800 Jahre altes Frauengrab ausgegraben. Hierbei machten man einen sehr besonderen Fund: denn als (einzige) Grabbeigabe fand man einen frühbronzezeitlichen Goldring (Durchmesser ca. 12 mm, Breite ca. 5 mm, Gewicht 0,6 g).

Das Besondere des Fundes, einer kleinen Spirale aus verschlungenem Golddraht, ist zum einen, dass Goldfunde aus dieser Zeit hier äußerst selten sind und zudem der Ring der bisher älteste, sicher zu datierende Goldfund in Südwestdeutschland ist.

Des Weiteren ist die Herkunft des Goldes einzigartig, da es nicht wie bei anderen Funden aus dieser Region und Zeitstellung aus Südosteuropa stammt, sondern aus dem Umfeld des Flusses Carnon in Cornwall, aus dem übrigens auch das Gold für die Auflagen der rätselhaften Himmelsscheibe von Nebra stammt.

Die Verstorbene war in West-Ost-Richtung gehockt auf der rechten Seite liegend mit dem Gesicht nach Süden begraben worden. Der Goldring wurde im Hüftbereich hinter dem Skelett gefunden, könnte als Haarschmuck verwendet worden sein und deutet auf einen hohen sozialen Status der Trägerin hin. Für die weitere Untersuchung wurde das gesamte Grab in einem Block geborgen und zur weiteren Untersuchung und Konservierung in ein Labor gebracht. Das Skelett konnte mit der Radiokarbonmethode auf den Zeitraum von circa 1800 bis 1600 v. Chr. datiert werden. Der Untersuchung des Skeletts zufolge war die Verstorbene eine etwa 1,60 Meter große Frau im Alter von 18 bis 21 Jahren und ohne Hinweise auf Erkrankungen oder Verletzungen.

Das Grab, früher wohl mit einem Grabhügel versehen, ist sicher im Zusammenhang mit der seit der Jungsteinzeit nachgewiesenen Besiedlung des Reustener Kirchberges zu sehen. Vielleicht war die junge Frau die früh verstorbene Tochter oder Frau eines auf dem Kirchbergplateau residierenden lokalen Anführers? Durch die besondere Geologie des Kirchbergsporns, die nur nach Westen einen schmalen ebenerdige Zugang bot und sonst nach Norden, Osten und Süden durch steile Hänge für einen natürlichen Schutz sorgte, war das Kirchbergplateau im weiten Umkreis ein sich für einen Fürstensitz oder eine Befestigungsanlage besonders geeigneter Ort. Was ja auch später durch Nutzung als alemannische Fluchtburg und Stammburg des Adelsgeschlecht von (Holzgerlingen-) Kräheneck im Zeitraum etwa 1000-1200 n. Chr. seine Fortsetzung fand.

Der Ring befindet sich nun nach der Konservierung im Landesdenkmalschutzamt in Esslingen. Mittlerweile gibt es von einem Goldschmied in Böblingen (Hanno Frantzen „Art Aurum“) auch eine moderne Interpretation des Goldringes). Bild: Goldring von Ammerbuch, unbekannter Künstler, 2. Jahrtausend v. Chr., Yvonne Mühleis, LAD Esslingen

Für den Bürgerverein Ammerbuch e.V., B. Dieter