An einem sanften Abhang am Käsbachufer bei Pfäffingen, nicht weit vom Ufer des damals bis Tübingen reichenden großen Ammersees, haben Archäologen 2019/20 eine jungsteinzeitliche Siedlung aus dem 53. Jahrhundert v. Chr. ausgegraben und dabei aufsehenserregende Funde gemacht. Besonders ist aber schon die Tatsache, dass sie überhaupt ein Dorf aus dieser Zeit fanden, da erst zu dieser Zeit vor etwa 7000 Jahren der Übergang von einer nomadischen Lebensweise als Jäger und Sammler zu einer immobilen Lebensweise als Bauer erfolgte und es sich damit hier um eine der ersten lokalisierbaren Bauernsiedlungen Süddeutschlands handelt. Man könnte somit sagen, die ersten Bauern in unserer Region waren Ammerbucher bzw. Pfäffinger!

Natürlich erfolgte ein Übergang in die neue Lebensweise nicht überall sofort und auch nicht gleichzeitig bei allen ansässigen Volksgruppen, sondern dies erfolgte über sehr lange Zeiträume und beide Lebensweisen existierten jahrhundertelang parallel bis sich die bäuerliche Lebensweise letztendlich durchsetze. Eingeführt wurde die neue sesshafte Lebensweise in der “neolithischen Revolution” in unserer Region damals durch Einwanderergruppen aus Südosteuropa. Die „Balkanroute“ gab es also unter anderen Vorzeichen schon in Urzeiten und brachte damals Innovationen wie Haustiere, Kulturpflanzen, Textilproduktion und Keramik in unsere Region.

Dies zeigt sich auch in dem einzigartigen Fund, den man in einem der ebenfalls ungewöhnlichen, ausgedehnten Begrenzungs- und Sicherungsgräben des Dorfes machte; ein Frauengrab, in dem eine der ersten Bäuerinnen nördlich der Alpen lag. Sie war in der damals üblichen Seitenlage auf Links mit angezogenen Beinen bestattet. Besonders machte den Fund auch, dass man bei der im Alter von 30-40 Jahren Verstorbenen einen Perlenschmuck fand, wie man ihn bislang nur aus der weit entfernten Karpatenregion kannte. Daher stammt auch die Benennung in Medienberichten als „Perlenfrau von Ammerbuch”.

Der Perlenschmuck besteht aus 16 kunstfertig bearbeiteten, doppelkonischen Perlen aus Kalkstein, welche die Tote wahrscheinlich aufgereiht an einer Lederschnur als Kette um den Hals trug und der wohl aus der Karpatenregion stammte. Von dort stammt sehr wahrscheinlich auch die Verstorbene oder deren direkte Vorfahren, d.h. sie gehörten zur Einwanderergeneration, worauf auch genetische Analysen hindeuten. Was mit den bisher in der Region lebenden Jäger- und Sammlerpopulationen geschah ist noch unbekannt. Eventuell übernahmen sie die neue Lebensweise, vermischten sich mit den Einwanderern oder sie starben aus. Bild: Kalksteinperlen einer Kette, die im Halsbereich der Toten gefunden wurde, M. Korolnik, Universität Tübingen

Für den Bürgerverein Ammerbuch e.V., B. Dieter