Ammerbuch und das Ammertal stellen für die Landesarchäologie eine Musterregion für den Übergang von Jäger- und Sammlerkulturen der Mittelsteinzeit (Mesolithikum) zu sesshaften Bauern der Jungsteinzeit (Neolithikum, 5500 bis 2000 v. Chr.) dar.  Diese Phase zeichnete sich durch den Anbau domestizierter Pflanzen, die Keramikherstellung, die Tierhaltung – und zucht, den Hausbau, und die Bildung von Dorfgemeinschaften aus. In dieser Zeit wanderten, in einem, tausende Jahre langen Prozess aus dem Vorderen Orient bzw. der Balkanregion über die Donau Bevölkerungsgruppen ein, die Ackerbau betrieben. Diese verdrängten und assimilierten langsam die hier lebenden Jäger- und Sammlergesellschaften. Ob dies friedlich ablief und wie lange dies dauerte, ist Thema der aktuellen Forschung.

Hierzu fanden in den vergangenen vier Jahren mehrere Ausgrabungen der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte der Universität Tübingen und des Landesamtes für Denkmalpflege in und bei Ammerbuch statt, die Belege brachten, dass die bäuerliche Besiedlung hier wegen der fruchtbaren Böden schon früh um 5300 v. Chr. begann:

  • Ammerbuch-Entringen, Unteres Feld (mehrere Langhäuser)
  • Ammerbuch-Pfäffingen, Lüsse (Gräber, eines mit Grabbeigabe einer Perlenkette, Siedlung mit Grabensystem)
  • Ammerbuch-Reusten, Grüninger (mehrere Gräber, Beigaben unter anderem Goldring und ein Bronzearmreif und eine Siedlung), hier Beitragsbild des Grabungszeltes und-container mit Autor
  • Tübingen-Unterjesingen, Ammerbühlen (Langhaus)

Ammerbuch und das Ammertal waren damit ein Ballungsraum für Siedlungen der ältesten neolithischen Kulturen in Mitteleuropa.

Mit den Ausgrabungen möchte man einerseits die früheste Besiedlung der Region durch Ackerbauern und Viehzüchter erforschen und andererseits deren Beziehungen zu benachbarten Kulturgruppen von Hirten bzw. Jägern und Sammlern.

Besonders macht die Besiedlungssituation auch, dass erst kürzlich entdeckt wurde, dass es in dieser Zeit zwischen dem Schwärzlocher Hof und Pfäffingen im Ammertal einen ausgedehnten See / Sumpfgebiet gab. Dies könnte für die Neusiedler als zusätzliche Nahrungsquelle interessant gewesen sein und die Gegend noch attraktiver für eine Ansiedlung gemacht haben.

Wer sich hierüber weiter informieren möchte, kann sich den 16.02.22 ab 19 Uhr vormerken. Dort wird es in der Reustener Zehntscheuer einen Vortrag u.a. zu den vorgenannten Themen geben. Es gelten jeweils dann die aktuellen Coronaregeln (z.B. 2G+, begrenzte Platzkapazität und innen FFP2 Masken). Um Anmeldung unter veranstaltungen@zehntscheuer-reusten.de oder per Nachricht in den Ortsvorsteherbriefkasten an der Zehntscheuer Reusten wird gebeten.

Für den Bürgerverein Ammerbuch e.V., B. Dieter